Wer bin ich?

Diese Frage stelle ich mir schon sehr lange …und kann sie immer noch nicht so einfach mal schnell mal beantworten.

Vielleicht ändern sich mit den Jahren, den Einsichten, dem wachsendem Bewußtsein und den Erfahrungen auch die Antworten, weil sich die Sicht auf einen selbst verändert. Vor allem wird die Antwort auch komplexer.

In meinem Leben gibt es zwei „rote Fäden“, die sich bis jetzt durchziehen und immer präsenter und ge- wichtiger werden: Das ist „Kreativ Sein“ und die Frage nach der Identität.

Obwohl ich einen kunsthandwerklichen Beruf erlernt habe und mich das Kreative und Künstlerische irgendwie fasziniert hat, habe ich gemerkt, dass ich irgendwie noch nicht „den“ Weg gefunden habe. Irgendwann habe ich mich gefragt: Bin ich eigentlich kreativ? Ist dieser Weg wirklich meiner oder habe ich ihn eingeschlagen, um andere Bedürfnisse zu stillen oder die Bedürfnisse anderer? Habe ich mein Leben wirklich selbst gestaltet oder hat mein Leben mich gestaltet? Was ist denn mein Weg? Was sind meine Talente, Potentiale, Bedürfnisse und Interessen?

Der Berufliche Weg

Freiheit, Unabhängigkeit und Selbständigkeit sind wohl schon immer wichtige Werte gewesen in meinem Leben, denn ich habe mich früh für die Selbständigkeit entschieden. Die „Kunst“ an sich war es nie, das „Glas“ an sich auch nicht. Aber das eigenständige Arbeiten mit einem etwas nicht alltäglichen Werkstoff, der noch viel Experimente erlaubte. Ich wollte meinen Lebensunterhalt mit meinen eigenen Produkten verdienen und das habe ich auch erreicht. Anfangs habe ich hauptsächlich für Wiederverkäufer und Weihnachts- und Kunsthandwerkermärkte gearbeitet. Meine Produkte haben sich stetig verändert. Die anfänglichen kunsthandwerklichen Dekoartikeln haben sich zu Wohnaccessoires und Gartenobjekten in kreativen, individuellen und exklusiven Design entwickelt. Mit der Zeit hat sich ein eigener Stil in der Glasfusingtechnik entwickelt. Ich habe produziert für den Verkauf in eigenem Laden, für Wiederverkäufer und auf Bestellung. 

Da ich immer wieder nach neuen Herausforderungen suchte und mich weiterentwickeln wollte, begann ich Kreativ-Kurse mit der Glasfusingtechnik anzubieten. Gruppen anzuleiten, Menschen in ihrer Kreativität zu unterstützen war eine Fähigkeit, die ich für mich neu entdeckte. In den letzten Jahren legte ich meinen Arbeitsschwerpunkt auf diese Kreativ-Kurse.

Der therapeutische Weg

Das Interesse an psychologischen Themen begann schon früh in der Jugend. Damals habe ich viel gelesen, soweit man passende Literatur (ohne Internet) fand. Mit ca. 30 Jahren intensivierte sich meine Suche nach Antworten, „Warum sind die Menschen so wie sie sind?“, nach mir selbst, nach Wegen, mich zu ändern, mein Leben zu ändern, was auch immer…vor allem, um meine innere Zufriedenheit zu finden. 

Nach diversen therapeutischen Erfahrungen, vielen Büchern und Gesprächen fand ich die Theorien und Ansätze von Prof. Franz Ruppert über Traumatherapie und -theorie und seiner Aufstellungsmethode, was meiner Suche eine neue Richtung gab. Viele weitere Bücher, eine therapeutische Peergruppe und eigene Aufstellungen bei Christina Freund in München, die sich an die Methode und Theorie von Prof. Ruppert anlehnt, gaben mir endlich Antworten. Den Themen Trauma, Entwicklungstrauma, frühes Trauma, vorgeburtliches Trauma und Bindungtheorie galt mein Hauptinteresse in den letzten Jahren.

Der kunsttherapeutische Weg

Die Frage nach meiner Erfüllung und das Bedürfnis, etwas zu verändern, auch beruflich, bewogen mich,  die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie abzulegen. Bei meinen Glas-Kreativ-Kursen hatte ich immer so eine Ahnung, dass das kreative Arbeiten auch sehr therapeutisch wirkt oder wirken kann. Ich habe auch oft Rückmeldungen meiner Kursteilnehmer bekommen, wonach sie sich „endlich“ mal so richtig entspannen konnten.

Schon bei der Heilpraktikerprüfung gab ich die Idee an, Kunsttherapie zu lernen und das habe ich dann in die Tat umgesetzt. Ich habe diesen Beruf 6 Jahre lang berufsbegleitend studiert, was meinem Leben nochmal eine neue Tiefe gab. Im Rahmen dieses Studiums absolvierte ich viele Praktika in div. Kliniken, Supervisionen und intensives Eigenstudium. Begleitend dazu machte ich selbst eine 3jährige analytische Therapie, die ich als sehr heilend empfand und mir eine Grundlage für eine empathische therapeutische Einstellung  und Haltung gibt.

Was zusätzlich absolut  befreiend war, war die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen und schöpferischen Arbeiten während des Studiums. Ich habe endlich den Zugang zu meiner Kreativität gefunden, die sicher schon immer da war, aber von meiner Psyche für das „Überleben“ eingesetzt wurde, also immer neue Ideen und Strategien zu kreieren, wie ich mein Überleben sichern konnte, aber nie, um mir Zufriedenheit, innere Ruhe, Frieden und Erfüllung zu schenken.

Diese tiefen empathischen Erfahrungen mit Sein und Kreativsein, die heilende Wirkung kreativen Handelns, das Bewußtsein für unsere kreativen Potentiale, die immer in irgendeiner Weise eine Rolle spielen, die Möglichkeiten, die gestalterisches Tun für Bewußtsein, Achtsamkeit und Ausdruck bieten uvm. sind jetzt Basis für meine kreativen und therapeutischen Angebote.

In den div. Praktika in den Kliniken, einer halbjährigen Tätigkeit in der psychosmatischen Klinik für Essstörungen in Freyung und div. Einzelbegleitungen wurde mir klar, dass dieser Beruf eine Berufung ist. Die therapeutische Arbeit mit kreativen und künstlerischen Methoden vereint alle meine Interessen, die „roten Fäden“ beginnen, sich zu verweben und ich spüre dabei eine tiefe Erfüllung, Freude und Dankbarkeit.

Besonders intensiv habe ich mich mit dem Thema „Essstörungen“ befasst, nachdem ich ein halbes Jahr in besagter Klinik gearbeitet habe. Das Thema meiner Abschlussarbeit war:

„Essstörungen und die therapeutische Beziehung in der Kunsttherapie“

Der spirituelle Weg

Ich denke, an einem bestimmten Punkt auf dem Weg zu sich selbst, werden spirituelle Aspekte und Bedürfnisse immer präsenter. Der Weg, die Suche wird spirituell oder es wird immer klarer, dass wir im Kern spirituelle, geistige Wesen sind. Sind die meisten traumatischen Erfahrungen und Überlebensstrategien einigermaßen integriert, ändert sich die Sicht und die Wahrnehmung auf sich selbst und die Welt. Hat man die Erfahrung einer tiefen inneren Ruhe und Friedens, d.h. des „ICH BIN“ gemacht, wird man es immer weiter suchen. 

Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 ermöglichte mir so eine Erfahrung. Die Frage „Wer bin ich eigentlich wirklich?“ „Was will ich vom Leben?“ oder auch „Was will das Leben von mir?“ war präsenter als je zuvor und als meine finanzielle Existenz mit staatl. Hilfen erstmal für eine Zeit abgesichert war, folgte in mir ein so großes Loslassen, Gelassenheit, Geschehenlassen-können der Dinge, innere Sicherheit und Ruhe, wie ich es noch nie in meinem Leben gekannt habe. Die Welt sah mit einem Mal ganz anders aus. Die Verbindung zur Natur hat diese Erfahrung noch verstärkt und unterstützt. 

Die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ wird ab hier nicht mehr intellektuell beantwortet (Herkunft, Beruf, Zugehörigkeit, Vorlieben, Fähigkeiten, Erfahrungen usw.), sondern formt sich zu einer inneren Dichte, die ein Gefühl der Gewissheit entstehen lässt, DASS MAN IST… dieses „ICH BIN“

Leider blieb dieser Zustand nicht. Die äußere Welt/Wirklichkeit löste in mir immer wieder inneren Stress, Getriebensein, Ängste usw. aus, und ich begab mich auf die Suche, nach Erklärungen dieses Zustands und einen Weg dorthin. Ich fand Antworten in Büchern von Eckhardt Tolle, David Hawkins, Sadhguru, Jack Kornfield etc.. Ich begann zu meditieren und Yoga zu praktizieren. Das Ziel ist ein Spirituelles: die Gedanken/das Ego zur Stille zu bringen, Achtsamkeit üben, Bewertungen und Urteile loslassen, Bewußtein über die inneren Zustände erlangen und loslassen üben, innen und außen, Verbundenheit mit ALLEM erfahren, die Energiezustände erhöhen usw.  

Ankommen im HIER UND JETZT

Und inzwischen bin ich überzeugt, innere Prozesse und therapeutische Arbeit geht nicht ohne spirituelle Aspekte. Und echte innere Freiheit und innerer Frieden beginnt jenseits des Funktionierens und ist mehr, als die Abwesenheit negativer Gefühlszustände. Hat man Kontakt mit diesem inneren SEIN, entsteht Lebensfreude aus dem Inneren, unabhängig von den äußeren Situationen.

Und auf dieser Suche befinde ich mich gerade…

Werte und Ressourcen

 

Beziehungen, Kontakte, Freundschaften, gute Atmosphären und Stimmungen schaffen, Netzwerke, Bindungen, Konflikte konstruktiv lösen usw. sind weitere Themen,  die mich mein Leben lang begleiten und die alles andere durchweben. Bindungen und Beziehungen sind wie die Wurzeln unseres Lebens. Wenn wir sie nicht haben, können wir nicht wachsen. Es ist mir in allen Bereichen ein Anliegen, gute Verbindungen und Austausch und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.

Eine große Leidenschaft ist das Tanzen. Orientalischen Tanz habe ich sehr lange ausgeübt. Die Bewegung zur Musik, die Musik an sich, die Kostüme, das Zusammensein mit tollen Frauen, die Körperbeherrschung usw. haben mir immer sehr viel Spaß und Freude bereitet. Musik an sich berührt die Seele und diese Berührung auch ausdrücken zu können, ist ein heilsamer Prozess. Das Thema Weiblichkeit ist auch ein Aspekt, der in meinen therapeutischen Prozess miteinfließt. Das Tanzen ist ein Gebiet, Erfahrungen damit zu machen.

Die Naturverbundenheit ist eine der wichtigsten Ressourcen, die ich habe. Mein wilder Garten steht mir für Erholung, Lagerfeuer und Kräuteranzucht zur Verfügung. Stundenlange einsame Waldspaziergänge und Wanderungen haben für mich  meditative Auswirkungen und ordnen mein Inneres. Die besten Ideen und Inspirationen sind meistens beim Joggen durch die Natur entstanden. Auch diese Aspekte fließen sehr stark in meine therapeutische Arbeit mit ein, weil ich es für essentiell halte, ein Bewußtsein dafür zu bekommen, dass wir Teil der Natur sind.

Motorradfahren….auch eine Leidenschaft…ist doch nicht kreativ, wirst du sagen…ja, das Motorradfahren ist eine sehr gute Art, in seine innere Präsenz, ins Hier und Jetzt zu kommen. Die Maschine zu beherrschen, die Kurven optimal zu fahren, eins werden mit der Straße, die Gerüche der Landschaft wahrnehmen und neue Landschaften erkunden. Mit dem Motorradfahren habe ich eigene Grenzen gesprengt, bin Risiken eingegangen und habe mir Freiheits- und Aberteuersehnsüchte erfüllt. Warum nicht auch mal etwas „verrüktes“ tun?…es ist nie zu spät!!

 

Mein Werdegang

 

1984  Ausbildung zur Glas- und Porzellanmalerin in Regensburg

1990 Ausbildung staatl. gepr. Glasgestalterin, Glasfachschule Zwiesel

seit 1993 selbständig als Glasgestalterin

1995 Meisterprüfung Glas- und Porzellanmalerin

seit 2004 Kurstätigkeit Glas-Kreativ-Kurse

seit 2005 Atelier, Werkstatt, Laden auf dem Gelände der Poschinger Glasmanufaktur

2012 Prüfung Heilpraktikerin/Psychotherapie

2013-2015 Ausbildung Counsor Kunst- und Gestaltungstherapie, Faber-Castell Akademie, Stein

2015-2019 Studium Kunsttherapie, Institut f. Kunst und Therapie(IKT), Gauting, Prof. Schottenloher,

2019 Abschluß mit Hochschulzertifikat, Hochschule Nürtingen (HKT und IKT)